„Man sollte auch mit seinen politischen Feinden immer ein Bier trinken können!“ , so lautet bis heute das Credo von Toni Netzle, der ehemaligen Prominentenwirtin im historischen Münchner Lokal Alter Simpl. “Der Simpl war hochpolitisch”, erinnert sich auch CSU-Politiker Peter Gauweiler und berichtet, wie dennoch die energische Toni es verstand, die Diskussionen stets über der Gürtellinie und in zivilisiertem Rahmen zu halten. O-Ton Gauweiler: “Schließlich wollte jeder wiederkommen.”
Toni Netzle ging dabei mit gutem Beispiel voran und suchte, obgleich politisch links eingestellt, beispielsweise den Kontakt zu Franz-Josef Strauß. Zwar lieferten sich der damalige bayerische Ministerpräsident und die schlagfertige Toni mehr als einen rhetorischen Schlagabtausch, blieben einander aber zeitlebens herzlich verbunden. Vor laufenden Kameras verriet Franz-Josef Strauß Toni sogar, dass er von ihrem Vor-Vorgänger Theo Prosel Lokalverbot auf Lebenszeit erhalten habe.

Marianne Strauß mit dem noch blutjungen Peter Gauweiler (CSU) im Alten Simpl; Foto aus “Mein Alter Simpl”
Dieser Umstand wurde natürlich in Folge schleunigst bereinigt, so dass Marianne Strauß ihre Kinder im Teenager-Alter in die Obhut des Alten Simpls geben konnte, “denn irgendwohin ausgehen müssten Kinder ja schließlich …” Im Simpl, unter Tonis Ägide, wusste die besorgte Mutter sie gut aufgehoen.

Toni Netzle: Auf “Du per Du” mit der Politik, die geschlossen in ihrem Alten Simpl verkehrte; Collage von Gaby dos Santos aus ihrer Multimedia-Reihe “Nicht immer Simpl – Toni Netzle”, Episode “Große Politik am Simpl-Tresen”

Axel Springer und Journalist Peter Böhnisch planten konspirativ im Simpl mit Karsten Peters, (AZ) ein “Linkes Blatt”; Collage von Gaby dos Santos aus ihrer Multimedia-Reihe “Nicht immer Simpl – Toni Netzle”, Episode “Große Politik am Simpl-Tresen”
Was daraus wurde und wie sie an einem Vormittag im Wiener Café Demel mit den zukünftigen Protagonisten der mörderischen Lucona-Affäre in Berührung kam, wie Willy Brand im Simpl das Scheitern des Münchner SPD-Kandidaten gegen Erich Kiesl bei den Oberbürgermeister-Wahlen von 1978 voraussagte und was die Stasi im Simpl verloren hatte, sowie einige Geschichten mehr, schildert
Mehr über Toni Netzle findet sich auch in den jourfixe–Blogbeiträgen:
Die Fotos und Foto-Ausschnitte des Beitrags stammen von München-Foto, Heinz Gebhardt
Das Bildmotiv “Die Elefantenrunde” ist ein Cartoon, den Dieter Olaf Klama für die Simpl-Wahlparty 1972 gestaltet hat.
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